
Fasertypen und die Unterschiede zwischen ihnen
Der Begriff „Faser“ stammt vom lateinischen Wort „fibra“, das eine fadenartige Struktur oder ein Filament bezeichnet. Im Kontext von Baumaterialien stellt die Faser eine wesentliche Komponente der Betontechnologie dar und besteht aus diskreten fadenförmigen Elementen unterschiedlicher Länge, die sowohl für mikro- als auch makroskalige Bewehrung von zementgebundenen Verbundwerkstoffen eingesetzt werden.
Grundlegende Prinzipien der Faserbewehrung
Fasern werden zur verteilten Bewehrung von Betonstrukturen eingesetzt – eine Technik, die die gleichmäßige Verteilung zahlreicher einzelner Mikrofilamente im gesamten Betonvolumen umfasst. Diese Methode unterscheidet sich grundlegend von der herkömmlichen Stahlstabbewehrung, da sie eine dreidimensionale, multidirektionale Bewehrung bietet, statt einer verstärkten Ausrichtung in bestimmten Ebenen. Ein entscheidendes Merkmal dieses Verbundsystems ist, dass Faser und Betonmatrix getrennte Phasen beibehalten, ohne chemisch miteinander zu reagieren. Dadurch bleiben die Materialeigenschaften erhalten, während eine mechanische Verzahnung und Kraftübertragung durch Haftung an der Grenzfläche erfolgt.
Leistungssteigerung durch Faserbewehrung
Die Zugabe von Fasern zum Beton führt zu erheblichen Verbesserungen in mehreren Leistungsparametern. Der resultierende Faserbeton zeigt eine erhöhte Beständigkeit gegenüber Zugspannungen – ein besonders wertvoller Vorteil angesichts der natürlichen Schwäche von Beton bei Zugbelastung. Darüber hinaus verbessert die Faserbewehrung die Abriebbeständigkeit, was sie für Industrieböden und Pflasteranwendungen geeignet macht. Das Material zeigt eine überlegene Leistung bei dynamischen Belastungen, einschließlich Stoß- und Vibrationsbelastungen, da die Fasern Mikrorisse überbrücken und Energie absorbieren können. Ebenso weist faserbewehrter Beton verbesserte Dauerhaftigkeitseigenschaften auf, darunter erhöhte Feuchtigkeitsbeständigkeit und Frostbeständigkeit, was zu einer längeren Lebensdauer unter anspruchsvollen Umweltbedingungen beiträgt.

Klassifikation nach Materialzusammensetzung
Faserbewehrungsmaterialien werden je nach ihrem Grundmaterial kategorisiert, wobei jedes unterschiedliche mechanische und dauerhafte Eigenschaften bietet:
Polypropylen (Polymerfaser)
Polypropylenfaser ist ein synthetisches polymerbasiertes Bewehrungsmaterial, das durch seine hydrophoben Eigenschaften, chemische Inertheit und relativ niedrigen Elastizitätsmodul gekennzeichnet ist. Diese Fasern sind leicht, korrosionsfrei und weisen eine gute Beständigkeit gegenüber alkalischen Umgebungen auf, was sie kompatibel mit den hohen pH-Werten im Beton macht. Polypropylenfasern werden häufig zur Kontrolle von plastischer Schrumpfrissbildung in den frühen Phasen der Betonhärtung eingesetzt.
Stahlfaser
Stahlfasern bestehen aus kurzen, diskreten Stahlelementen mit hoher Zugfestigkeit und hohem Elastizitätsmodul. Diese Fasern sind in verschiedenen Geometrien erhältlich, darunter gerade, hakenförmige, gekräuselte und profilierte Varianten, die die mechanische Verankerung in der Betonmatrix verbessern. Stahlfasern erhöhen die Nachrissfestigkeit und Duktilität des Betons erheblich und eignen sich besonders für strukturelle Anwendungen mit hohen Tragfähigkeitsanforderungen.
Basaltfaser
Basaltfasern werden aus Vulkangestein durch Schmelzen und Extrusion hergestellt und bilden kontinuierliche Filamente mit hervorragenden mechanischen Eigenschaften. Diese Fasern weisen hohe Zugfestigkeit, chemische Stabilität und thermische Beständigkeit auf. Basaltfasern werden aufgrund ihrer Umweltfreundlichkeit und ihrer Leistungsmerkmale, die zwischen Glas- und Kohlefasern liegen, zunehmend geschätzt.
Glasfaser
Glasfasern sind anorganische Fasern, die aus siliciumhaltigen Rohmaterialien hergestellt werden. Alkaliresistente (AR) Glasfasern sind speziell für Beton formuliert, um der stark alkalischen Umgebung der Zementmatrix standzuhalten. Diese Fasern bieten gute Zugfestigkeit und werden häufig in dünnwandigen Anwendungen wie GFRC-Platten eingesetzt.
Polyesterfaser
Polyesterfasern sind synthetische Polymerfasern mit guter chemischer Beständigkeit und Dimensionsstabilität. Sie tragen zur Risskontrolle und zur Verbesserung der Schlagfestigkeit bei Beton bei.
Klassifikation nach Abmessungen
Neben der Materialzusammensetzung werden Fasern systematisch nach ihren Abmessungen klassifiziert, insbesondere nach dem Filamentdurchmesser, der ihre funktionale Rolle in der Betonbewehrung bestimmt:
Mikrofaser
Mikrofasern zeichnen sich durch Filamentdurchmesser von höchstens 0,3 Millimetern aus. Diese feinen Fasern werden in hoher Anzahl in der Betonmatrix verteilt und dienen hauptsächlich der Kontrolle von plastischen Schrumpfrissen, der Reduzierung von Frühschäden und der Verbesserung der Oberflächenqualität. Mikrofasern wirken überwiegend in der plastischen Phase und den frühen Erhärtungsphasen des Betons, indem sie ein dreidimensionales Netzwerk bilden, das die Bewegung von Wasser- und Zementpartikeln einschränkt. Dieser Mechanismus verhindert wirksam Setz- und Schwindrisse, die typischerweise in den ersten 24 Stunden nach dem Einbau auftreten.
Makrofaser
Makrofasern besitzen Filamentdurchmesser über 0,3 Millimeter. Diese größeren Fasern sind dafür ausgelegt, strukturelle Nachrissbewehrung zu bieten und die Tragfähigkeit von erhärtetem Beton zu verbessern. Makrofasern werden aktiv, nachdem die Betonmatrix Risse bildet, indem sie Risse überbrücken und Restzugfestigkeit bieten. Dadurch können Makrofasern teilweise oder vollständig herkömmliche Stahlgitterbewehrung ersetzen, z. B. in Industrieböden, Tunnelauskleidungen und Fertigteilen. Die größeren Querschnitte der Makrofasern sorgen für höhere Steifigkeit und bessere Verankerung, wodurch eine effektive Spannungsübertragung über die Risse hinweg ermöglicht wird.
Funktionale Unterscheidung
Der Unterschied zwischen Mikro- und Makrofasern spiegelt ihre komplementären Rollen in faserverstärkten Betonsystemen wider. Mikrofasern reduzieren Frühschäden und verbessern die Verarbeitbarkeit, während Makrofasern die strukturelle Leistung und Tragfähigkeit erhöhen. In vielen Anwendungen werden beide Fasertypen kombiniert, um ein optimiertes Hybridsystem zu schaffen, das sowohl Frühschrumpfrisse kontrolliert als auch das Tragverhalten im erhärteten Zustand verbessert.
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